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Lorenz Raab — Analoge Brücke

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Der Ausgang meiner Arbeit liegt in der Beschäftigung mit dem Phänomen des Kopiervorgangs. Hier gibt es für mich eine wichtige Unterscheidung und zwar zwischen Analog und Digital. Der wichtigste Punkt für mich in diesem Zusammenhang ist die Vignettierung oder Veränderung eines Mediums durch einen analogen Kopiervorgang. Eine analoge Kopie bringt immer eine gewisse Verschlechterung oder zumindest Veränderung mit sich. Diese Veränderung mag, dank der technischen Entwicklung, kaum noch wahrnehmbar sein, dennoch ist sie da. Da sich dieses Phänomen durch die ganze Geschichte der Kopie zieht, ist sie geradezu Bestandteil der Definition geworden. Bei einer digitalen Kopie fällt diese, in der Natur der digitalen Daten begründet, weg. Weder verändert sich das Original noch lässt sich die Kopie von diesem unterscheiden; es entstehen gleichsam zwei Originale. So ist die digitale Kopie zwar quasi die Perfektionierung der Kopie und dennoch grundverschieden. Dieses Phänomen ist stark mit Verlust der Materialität im digitalen begriffen. Die Unschärfe der analogen Kopie liegt in eben dieser Materialität begründet. Doch geht mit der Materialität auch die Nachvollziehbarkeit weitgehend verloren, die Abstraktion und Komplexität nimmt zu. Dieser Bruch zieht auch durch das Urheberrecht, welches für verschiedene Medien verschiedene Regelungen auferlegt.

Die Gesetzgebung die sich mit analogen Kopien von urheberrechtlich geschützten Medien beschäftigt ist aus der Zeit der Leerkassetten und den ersten Kopierern. Die Gesetzgeber regelten diese Problematik damals mit Pauschalabgaben auf die Geräte (Kopierer, Kassettenspieler, etc.) und die Kopiermedien(Leerkassetten, VHS, DVD/CD-Rohlinge etc.). De facto erlaubt diese Regelung für die private Verwendung die Kopie von legal und öffentlich zugänglichen Medien, wie Radio- oder Fernsehmitschnitte. Dieser Gesetzgebung liegt auch noch der Ansatz zu Grunde, dass eine Kopie immer mit einer Veränderung und meist auch mit einem schnelleren Alterungsprozess als das Original behaftet ist. Vor allem dem Aufkommen von Internetradios oder Videoplattformen kann die Gesetzeslage nicht gerecht werden, da weder Leermedien noch Kopiergeräte gebraucht werden. Eine adäquate Lösung für diese Problematik gibt es noch nicht. Internetradios mit Programmen aufzunehmen, die das MP3-File aus dem Stream downloaden werden zwar toleriert, sind aber an sich nicht in über die Gesetzgebung abgesichert. Hier gibt es das rechtliche Phänomen der „analogen Lücke“ So ist zwar der Download des MP3-Files untersagt, aber die Aufnahme des analogen Audiosignals erlaubt. Zumindest solange es sich um eine legale Quelle handelt, wie z.B. ein Internetradio, welches GEMA-Abgaben an die Musikkonzerne zahlt. Auch die Rückumwandlung in eine digitale Datei ist hierbei erlaubt. Diese „analoge Lücke“ wurde 2006 in einem Urteil von Landesgericht Frankfurt am Main de facto bestätigt.

„Das ,Abgreifen‘ des analogen Signals einer kopiergeschützten digitalen Musikdatei verletzt nicht den Kopierschutz und stellt somit keine unzulässige Umgehung nach § 95b Abs.3 UrhG dar.“ (Quelle: http://www.aufrecht.de/?id=5231).

Um diese „analoge Lücke“ und die an der heutigen Realität vorbeigehende Gesetzgebung zu illustrieren baue ich eine Maschine um eine analoge Kopie einer digitalen Datei zu erstellen. Der Kopiervorgang selbst soll möglichst Transparent und einfach gehalten werden, sodass der Betrachter den Vorgang der Rückverwandlung in analoge Signale intuitiv nachvollziehen kann.

Umsetzung Die Technik von Schallplatten bietet für mich den perfekten Ausgangspunkt, da diese auf der elementarsten Ebene von Audiosignalen, den Schallwellen, basiert. Die Rillen einer Schallplatte sind nichts anderes als die Auslenkung en eines Lautsprechers in eine Platte graviert. Dieser Vorgang an sich ist intuitiv nachvollziehbar und in seiner Direktheit mit keiner anderen Tonaufzeichnung vergleichbar. Die Wahl von CD-Rohlingen, als Tonträger fiel neben der guten materiellen Eigenschaften, auch wegen der auf sie erhobenen Urheberrechtsabgabe. Davon ausgehend entwickelte ich den Parasiten „analoge Brücke“ der digitale Musik legal und analog kopiert. Dieser wird einfach auf einen normaler Plattenspieler aufgesetzt und graviert eine Minischallplatte, welche auf einem handelsüblichen Schallplattenspieler wieder gegeben werden kann. Die Wahl von CD-Rohlingen, als Tonträger fiel neben den guten materiellen Eigenschaften, auch wegen der auf sie erhobenen Urheberrechtsabgabe. Der Antrieb des Parasiten ist parasitär und funktioniert über die Drehung des Plattentellers. Er verfügt über einen 3,5mm Klinkenstecker und ist so an fast alle Wiedergabegeräte anschließbar; speziell aber konzipiert um an einen Computer angeschlossen zu werden um Plattformen wie Internetradios oder Videoplattformen wie YouTube zu benutzen.